LERNEN- Tobias Budke, Kriminalkommissar und Mitglied im Rotaract Club Tecklenburger Land hielt uns einen spannenden Vortrag zum Thema „Salafismus“.
Diese 1400 Jahre alte islamische Strömung wird zunehmend aktueller und breitet sich in den vergangenen Jahren – unter anderem auch über Online-Netzwerke – enorm aus. Die Zahl der Mitglieder steigt stetig und einige davon entwickeln sich zu Extremisten. Eine der bekanntesten internationalen Aktivitäten ist der Anschlag auf das World Trade Center am 11.September 2001– alle Attentäter waren Salafisten.
Auch regional finden sich einige Aktivitäten, unter anderem im Rahmen von Kundgebungen und Bücherständen.
Das Ziel ist die Umstrukturierung des Staates in einen Islamstaat. Das bedeutet die Wiedereinführung der Wert der ersten drei Generationen des Islam zwischen 600 und 855 n. Christus. Alle anderen entstandenen Lehren wie Demokratie oder Rechtsstaatlichkeit lehnen Salafisten ab.
In Deutschland leben derzeit etwa 1,5 Millionen Muslime, davon 8000 Salafisten, von welchen wiederum 800 gewaltbereit sind. In NRW direkt leben 2700 Salafisten, von welchen zwischen 10 und 15% gewaltbereit sind. Die Anzahl der Anhänger hat sich in den letzten 5 Jahren mehr als verdoppelt.
Wissenschaftlich unterscheidet man 3 verschiedenen Strömungen, deren Grenzen im täglichen Leben allerdings fließend sind.
Puristischer Salafismus:
Seine Anhänger lehnen jegliche Gewalt ab und haben auch keine Verbindungen zu politischen Vorgängen. Sie sind gut gebildet und wollen den Gottesstaat von unten nach oben langsam wachsen lassen.
Politischer Salafismus:
Auch seine Anhänger gehen ohne Gewalt vor. Sie versuchen im Rahmen von Bücherständen, Internetauftritten, Seminaren und Demos den Gottesstaat von oben nach unten erreichen.
Jihadistischer Salafismus:
Seine Anhänge gehen ganz klar mit Gewalt gegen Ungläubige vor und sehen das Sterben im Dienste Allahs als größte Ehre. Sie kämpfen im Ausland (Syrien) für den Dschihad und die Gewalt im Dienste Allahs scheint wichtiger als der islamische Staat.
In den letzten 20 Jahren entwickelte sich in Deutschland der sogenannte NEO- Salafismus. Bislang gibt es keine verlässlichen Studien zu seiner wahren Größe. Die meisten Anhänger sind junge Menschen, die meist Störungen in familiären Bindungen vorweisen und häufig schon straffällig geworden sind.
Effiziente Werbung im Internet und moderne Info-Homepages, sowie Werbung in Fußgängerzonen mit freundlichen Gesprächen und Demos von Star-Predigern ziehen diese Menschen in den letzten Jahren enorm an.
Die Polizei geht gegen diese Entwicklungen sowohl präventiv vor durch Organisationen, die radikalisierte Personen versucht „zurückzuholen“, als auch repressiv, indem etwa Pässe bei der Ausreise nach Syrien entzogen werden.