LERNEN – Diese Meeting referierte Herr Krumme über das Thema „War on Cash – Wendepunkte des Bargelds“.
Herr Krumme leitete seinen Vortrag ein mit der Schätzfrage, wie viel Bargeld der Durchschnittsdeutsche im Portemonnaie bei sich habe: genau 103€ durchschnittlich.
In der Europäischen Union sind insgesamt eine Billion € Bargeld im Umlauf, davon 26,5 Mrd. € als Münzen. Etwa 550 Mrd. € werden von der deutschen Bundesbank ausgegeben, ca. 70% fließen ins Ausland (Reisen, ausländische Arbeitnehmer).
Seit Sommer letzten Jahres ist die Diskussion um den Erhalt des Bargeldes entbrannt. Im Rahmen des Weltwirtschaftsgipfels in Davos postulierte John Cryan, Chef der deutschen Bundesbank, Bargeld sei teuer, ineffizient und helfe nur Kriminellen und Geldwäschern. Seiner Einschätzung nach sei es in ca. 10 Jahren verschwunden.
Zu Bedenken gilt, dass Bargeld als handelbarer Wert eine besondere Form des Vertrauens darstellt, wie schon der Philosoph Georg Simmel 1900 betonte: Geld, und besonders gemeint ist Bargeld, sei die Äußerung des Vertrauens in die gesellschaftlich- staatliche Ordnung. Daneben ist Bargeld eine gesetzliche Währung,
Weitergehend klärte Herr Krumme mit uns die Frage, welche Zahlungsmittel die Deutschen bevorzugen. Über 80% der Bevölkerung zahlt kleinere Einkäufe bis 50€ grundsätzlich bar. Zahlungen mit EC- Karte und Online- Zahlsystemen wie Paypal nehmen aber gerade in der jüngeren Generation zu. Die Verfechter beider Seiten, Bar- und Unbarzahler, nennen jedoch jeweils die gleichen Argumente für ihr Handeln: die jeweilige Methode sei einfacher, sicherer, schneller sowie besser geeignet zur Kontrolle des eigenen Geldes.
Was leistet nun der Staat hinsichtlich der vermeintlichen Abschaffung des Bargelds? Über die EZB (Staat = Münzregent) werden die Banknoten herausgegeben. Ab Ende 2018 wird der 500€-Schein durch die EZB nicht mehr produziert, sodass dieser sukzessive aus dem Barzahlungsverkehr verschwindet. Damit will der Staat kriminelle Verwendung des Bargelds verhindern. Des Weiteren soll es eine Obergrenze für Barzahlungen nach Beschluss der Bundesregierung geben. Demnach dürfen Beträge ab 5000€ dann nicht mehr bar gezahlt werden. Deutschland zieht dabei hinter einigen EU- Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien nach, in denen die Barzahlungsobergrenze längst eingeführt ist; Schweden lehnt Barzahlungen fast gänzlich ab.
Auch die Negativ-Verzinsung steigt mit dem Rückzug des Bargelds als Zahlungsmittel. Die Auswirkungen dessen beziehen sich vor allem auf die Rente und den Vermögensaufbau, der durch fehlenden Zinseszinseffekt dann schwieriger ist. Die Abschaffung des Bargelds sei auch deshalb ein Vertrauensverlust, da ohne Bargeld der Weg für unendliche Negativzinsen frei wäre. Ein weiterer Nachteil ist auch die ständige Abhängigkeit von Strom und Computer bei Nutzung von Online- Zahlungsmitteln sowie der Datenschutz. Auch juristisch gesehen ist also die Abschaffung des Bargelds strittig.
Herr Krumme betont zum Ende seines interessanten Vortrags noch einmal, dass der Rückgang des Bargelds zwei Seiten habe: Zum Einen trage dieser Schritt sicherlich zur Terrorismus- Bekämpfung bei, zum Anderen ist Bargeld als Faustpfand die einzige Zahlungsart, bei dem der Verbraucher selbstbestimmt ist. Mit den Worten Dostojewskis, „Das (Bar-)Geld ist geprägte Freiheit“, und dem Ratschlag, sich für die Freiheit der Wahl der Zahlungsart einzusetzen, beendet Herr Krumme seinen Vortrag.